Hier ist ein schöner Anschliff von Schalenblende aus Polen. Man könnte Schalenblende als Sulfid-Mikrobialith bezeichnen.
Die Schalenblende ist kein einzelnes Mineral, sondern ein gebändertes Mischgestein aus mehreren metallischen Sulfiden. Sie bildet sich teilweise durch mikrobielle Aktivität in sauerstoffarmen, hydrothermalen Umgebungen. Besonders sulfatreduzierende Bakterien spielen eine Rolle, indem sie gelöste Sulfate in Schwefelwasserstoff umwandeln, der mit Metallionen zu Sulfidmineralen reagiert. In rhythmischen Zyklen entstehen dabei kolloidale Sulfidgele. Also feine, gelartige Partikelmischungen, die in Flüssigkeit schweben und eine milchige Konsistenz aufweisen. Diese Gele fallen langsam aus und formen die typische gebänderte Struktur. Schalenblende enthält hauptsächlich Sphalerit (Zinksulfid), Galenit (Bleisulfid), Pyrit und Markasit (Eisensulfide), was die auffällige Farbgebung in Gelb, Braun und Schwarz ausmacht. Man könnte Schalenblende daher als Sulfid-Mikrobialith bezeichnen. Kucha et al. (2010) zeigen anhand mikro- und nanostruktureller Merkmale in sphaleritreichem Erz, dass Mikroorganismen, insbesondere sulfatreduzierende Bakterien einen wesentlich an der Bildung hatten. Die sphaleritischen Mikroglobuli interpretieren sie als fossile bakterielle Mattenstrukturen; auch die Schwefelisotopenanalysen unterstützen diese mikrobiell geprägte Genese. Obwohl Schalenblende gelegentlich als Schmuckstein verwendet wird, ist sie nur eingeschränkt geeignet. Einerseits können Pyrit und Markasit Schwermetalle enthalten, andererseits ist das Gestein mit einer Härte von 3,5–4 auf der Mohs-Skala recht spröde. Als Sammlerstück ist sie wegen ihrer ungewöhnlichen Entstehung und lebendigen Bänderung sehr beliebt. Das hier beschriebene Exemplar stammt aus einer klassischen Lagerstätte in Polen.
Kersten, Carl (1844) Untersuchung der Schaalenblende von Raibel in Kärnthen. Annalen der Physik und Chemie, 139. 132-135 doi:10.1002/andp.18441390913 Kucha, H., Schroll, E., Raith, J. G., Halas, S. (2010) Microbial Sphalerite Formation in Carbonate-Hosted Zn-Pb Ores, Bleiberg, Austria: Micro- to Nanotextural and Sulfur Isotope Evidence. Economic Geology, 105 (5) 1005-1023 doi:10.2113/econgeo.105.5.1005 Leis, R. J., & Stinchcomb, B. L. (2015). Stromatolites: Ancient, beautiful, and earth-altering. Schiffer Publishing. |