Die Solnhofener Plattenkalke sind berühmt für ihre außergewöhnliche Artenfülle. Bis heute wurden mehr als 700 verschiedene Arten beschrieben, und laufend kommen neue hinzu. Neben den bekannten Wirbeltieren wie Fischen, Flugsauriern und Archaeopteryx finden sich auch zahlreiche Pflanzenreste (z. B. Koniferenzweige, Farne, Samenpflanzen) sowie eine große Vielfalt an Wirbellosen:
- Mollusken: Muscheln, Schnecken, Tintenfische, Ammoniten
- Quallen: oft mit erstaunlich detailreicher Weichteilerhaltung
- Würmer: Polychaeten und andere
Diese Vielfalt macht Solnhofen zu einem einzigartigen Fenster in die Ökosysteme des Oberjura.
Benthos – Leben am Lagunenboden
Der Lagunenboden war meist lebensfeindlich: sauerstoffarm, hyposalin und von feinem Kalkschlamm bedeckt. Das erklärt die oft außergewöhnlich gute Erhaltung vieler Fossilien. Aasfresser fehlten daher meist, Zersetzung war stark eingeschränkt.
- Dennoch sind auch bodenlebende und sessile Organismen überliefert, etwa Seelilien, Muscheln oder kleine Schnecken.
- Manche dieser Fossilien gelangten als Treibgut, teils auf sogenannten „Booten“ aus Pflanzenmaterial, oder durch Strömungseintrag in die Lagunen.
- Besonders spannend sind Spurenfossilien (Ichnofossilien): Sie dokumentieren Bewegungen, Fraßspuren oder sogar den Todeskampf von Tieren am Lagunenboden. In einigen Fällen ist am Ende einer Spur sogar der Erzeuger selbst erhalten – eine weltweit nahezu einzigartige Besonderheit.
Einzigartige Bedeutung
Die Kombination aus außergewöhnlicher Erhaltung, hoher Diversität und ökologischer Vollständigkeit macht die Solnhofener Plattenkalke zu einer der bedeutendsten Fossillagerstätten der Welt.
- Sie dokumentieren nicht nur das Leben im Meer, sondern auch den Übergang zu Landhabitaten (durch Pflanzen, Insekten und terrestrische Wirbeltiere).
- Die Vielfalt reicht von mikroskopisch kleinen Organismen bis zu großen Flugsauriern.
- Damit sind die Plattenkalke ein global einzigartiges Archiv der Jurazeit, das sowohl wissenschaftlich als auch kulturhistorisch von unschätzbarem Wert ist.
Literatur (Auswahl)
- Barthel, K.W., Swinburne, N.H.M. & Conway Morris, S. (1990): Solnhofen. A Study in Mesozoic Palaeontology. Cambridge University Press.
- Röper, M. (2005): Solnhofen – Fenster in die Jurazeit. Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
- Arratia, G. & Tischlinger, H. (2010): The Solnhofen (Late Jurassic, Germany) actinopterygian fish fauna revisited. Zitteliana B 30: 67–95.
- Lomax, D.R. et al. (2017): An 8.5 m long ammonite drag mark from the Upper Jurassic Solnhofen Lithographic Limestones, Germany. PLoS ONE 12(5): e0175426.
- Wellnhofer, P. (2009): Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit. Pfeil Verlag, München.
- Wellnhofer, P. (2008): Archaeopteryx – Der Urvogel von Solnhofen. Pfeil Verlag, München.